Hotel Eden Bormio – Alpenparadies ohne Kitsch.
Während in München und Umgebung wenig Weihnachtsstimmung aufkommt, sondern sich vielmehr Frühlingsgefühle breitmachen, ist seit einigen Wochen der Winter in Bormio eingekehrt – und mit ihm die neue Skisaison. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und frühzeitig in die Saison starten.
Alpenkitsch bin ich sowieso leid, da kommt mir eine Empfehlung genau richtig. Ich erliege meiner Leidenschaft für Design und Architektur, entscheide mich gegen die Zwirbelstube und buche uns im Designhotel ein – dem schönen Hotel Eden im italienischen Bormio, das einzige von Renommier-Architekt und Designer Antonio Citterio gestaltete Berghotel.
Dieser relativ neue Hotspot in der Lombardei ist Member der Designhotels und genau das, was ich für eine ungezwungene Ski-Woche ohne Kind brauche: Ein urgemütliches Zuhause in den Bergen, umgeben von netten Menschen, nahe Skipisten, ein bezauberndes Mittelalter-Städtchen mit Shopping und Espresso-Qualitäten und viel Inspiration fürs eigene Heim …
Ich bin hier also richtig aufgehoben.
Ganz klar wohlfühlen werden sich hier auch vierzigjährige Designer, Art Direktoren oder Architekten, die sich im Winterurlaub nicht über seltsame Vorhangmuster und Sofabezüge wundern wollen und sich über Gleichgesinnte mit Hornbrille am Frühstückstisch freuen.
Alpenchic ohne Kitsch
Der Mailänder Architekt und Gestalter des Hotel Eden findet, dass Berge und Kitsch ein vorherrschendes Axiom sind und will genau das vermeiden. Das ist ihm unbedingt gelungen! Für den Entwurf des „Hotel Eden“ ließ er sich zwar von der pittoresken Landschaft der italienischen Alpen inspirieren, doch das spiegelt sich in keinem unnötigen Firlefanz wieder. Antonio Citterio hat vier schmale, leicht asymmetrisch angeordnete Gebäude entworfen, die sich dank der mit grauem Lärchenholz verkleideten Fassaden und den dunklen Naturstein-Dächern äußerst zurückhaltend in die Umgebung einfügen. Verbunden sind sie durch Glas-Gänge, die auch die Treppenhäuser umfassen und eine uneingeschränkte Sicht auf die raue Berglandschaft bieten.
Holz, Stein, Glas und rostiger Stahl
So wie das Äußere sind auch die Innenräume des Hotels gestaltet: zurückhaltend und dennoch einladend und äußerst behaglich. Besonders auffällig ist das harmonische Zusammenspiel aus bewusst ausgewählten hochwertigen Materialen. Sehr pur und sehr roh. Was mir besonders gut gefallen hat. Es dominieren Holz, Stein, Stahl und Glas – in Verbindung mit Leder und Textilien in warmen Erdtönen. Die Zimmer und Suiten sind rustikaler gestaltet als Lobby und Restaurant, wo mehr Design vorherrscht. Die Zimmer variieren in der Größe und gleichen einer modernen Interpretation von alten Bergbauernhöfen: Holzverkleidete Wände, Steinböden, mit abstrakten Bäumen verzierte Raumteiler sowie karierte und gestreifte Stoffe sind hier die vorherrschenden gestalterischen Elemente.
Essen, Trinken und Gastlichkeit
Den absoluten Wow-Panoramablick bietet das hoteleigene Bistro und Restaurant. Zwei große Glasfronten öffnen den Raum zum Garten und den Bergen hin. Man sitzt gemütlich und doch ist alles bis ins Detail abgestimmt. Kein Kissen, das nicht wohl platziert wäre, keine Schale und kein Glas, das nicht mit Liebe und einen Blick für Form und Farbe ausgewählt wurde.
Ganz neu auch das mhhhm-Restaurant Umami mit Küchenchef Antonio Borruso, der besonders offen unseren „vegantarischen“ Sonderwünschen gegenüberstand. Danke nochmals dafür!
Was gibt es zu meckern?
Man muss schon die Nadel im Heuhaufen suchen, um am Hotel Eden etwas zu meckern zu finden. Am Service und dem wunderschönen Gestaltungskonzept definitiv nichts auszusetzen. Wenn ich einen Wunsch anbringen dürfte, wäre das eine größere Aufenthaltslounge mit echtem prasselndem Kaminfeuer (kein Ethanol) zum „Lümmeln“ nach dem Skifahren und einer Bar für einen Aperitif vor dem Abendessen.
Spa-Freunden, zu denen ich nicht unbedingt gehöre, ist mit Sicherheit der Wellnessbereich zu klein geraten.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Frühstück. Für italienische Verhältnisse ist Auswahl und Qualität überirdisch. Aber nun ja, nur für italienische Verhältnisse.
Lage
Vom Hotel erreicht man in einem zweiminütigen Spaziergang das schnucklige historische Zentrum von Bormio sowie die Seilbahn ins Skigebiet.
Das Hotel ist über zwei Wege zugänglich: über ein unterirdisches Parkhaus (übrigens das stylischte das ich jemals gesehen habe) und über einen Fußgängerweg, der von den unteren Ski-Pisten bis in die Lobby führt.
Bormio an sich erreicht man von München in ca. 4,5 -5 Stunden. Bitte unbedingt im Winter den Stilfser Joch Pass meiden. Der ist zu, wie wir schmerzlich erfahren mussten.
Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
Bilder: ©Privateigentum und Hotel Eden Bormio