Schwanger auf Reisen – meine Erfahrungen und Tipps.

Schwanger auf Reisen

Schwanger sein ist definitiv keine Krankheit auch wenn einem zeitweise speiübel zumute ist. Ich kann ein Lied davon singen, war ich doch schwanger und von Übelkeit geplagt in Indien unterwegs. Noch heute stehe ich mit so manchen intensiven indischen Gerüchen auf Kriegsfuß. Immerhin ganze drei Jahre habe ich gebraucht, um wieder indisches Essen ohne spontanem Würgereiz anzurühren (mittlerweile bin ich aber überm Berg und liebe es wie eh und je). Abgesehen davon war meine Schwangerschaft gesundheitlich ein Spaziergang und ich dementsprechend aktiv in der Welt unterwegs – ja auch auf Reisen.

Mein zweiter Name ist nämlich neben „Hibbel“ auch „Unbekümmert“ und ich bin sicherlich nicht der Maßstab für schwangere Frauen und wie man sich gebührlich seinem Ungeborenen und sich selbst gegenüber verhält. Nehmt also nicht alles für bare Münze, was ich von mir gebe. Nachahmen ist nur bedingt empfehlenswert. Ich stand im 7. Monat noch auf Skiern, bin kreidebleich und kotzend durch Indien gereist und habe auch in Südafrika in der 32. Woche eher eine ganz wilde Kugel geschoben anstatt einer ruhigen. Dennoch muss man sich nicht schwanger zuhause vergraben, sondern kann durchaus auch aktiv reisen – so denn man das will, die Gesundheit es zulässt und man sich nicht mit Bauchstreicheln und dem „Babymoon“ im Wellnesshotel zufriedengibt.

Natürlich wird man Euch mit Stirnrunzeln und besorgten Blicke begegnen, wenn es weiter und länger weggehen soll. Wenn Euch aber danach ist, im Folgenden findet ihr Hinweise, Tipps und meine Erfahrungen, damit einer Reise mit Babybauch nichts im Wege steht. Ich möchte euch aber auch eine Warnung mit auf den Weg geben, damit ihr wisst, worauf ihr euch einlasst: Reisefieber überträgt sich bereits im Bauch auf das ungeborene Kind! Das ist nicht wissenschaftlich erwiesen, von mir aber geprüft und bestätigt.

Meine Tochter fragt bereits auf dem Rückflug, wo die nächste Reise hingeht? Die Anreise mit dem Flugzeug kann nicht lange genug sein (je länger desto jipiiee), der Globus ist ihr liebstes Spielzeug und der Reisepass wertvoller als das Freundebuch.

Ich möchte an dieser Stelle unbedingt auch aus rechtlichen Gründen darauf hinweisen, dass ich kein Experte bin und ihr in jedem Fall den Rat eines solchen einholen sollt, bevor ihr eine Reise antretet – ich spreche hier von Reisen und natürlich nicht vom Wellnesswochenende im Schwarzwald.

Der Arzt, dein Freund und Verbündeter

Suche Dir einen Arzt, der dich und deine Reiselust versteht. Wenn er keinerlei gesundheitliche Einwände hat, wird er Dir das gerne bestätigen und du tust Dir leicht auch Freunde und Familie zu überzeugen und Kritiker (man bekommt schon einiges zu hören, insbesondere wenn es in exotische Länder gehen soll) mundtot zu machen. Wichtig ist das auch für die Krankenkasse, wenn doch einmal etwas vorkommen sollte ….

Wann reist es sich am besten?

Planen Deine Reise am besten in Zeit zwischen dem vierten/fünften und siebten Monat. Denn Übelkeit und Erbrechen, die oft in den ersten drei bis vier Monaten auftreten, sind nun meist überstanden und der Bauch stört auch noch nicht zu sehr.

Bei mir war das nicht der Fall, ich hatte einen sehr verständnisvollen Arzt und wohl eine gute Konstitution aber manchmal raten Ärzte vor Reisen im ersten Schwangerschaftsdrittel ab, da sich der Embryo noch nicht fest in der Gebärmutter eingenistet hat und somit die Gefahr von Fehlgeburten und Blutungen erhöht ist.

Auch die letzten Wochen vor der Entbindung sind für eine Reise nicht ideal – mal abgesehen von der Tatsache, dass die meisten Fluggesellschaften Schwangere nur bis zur 36. Woche befördern. Generell wird durch den dicken Bauch die Beweglichkeit deutlich eingeschränkt. Hinzu kommt das Risiko einer Frühgeburt.

Einer Bekannten von mir ist das tatsächlich passiert. Das Baby kam ohne jegliche Vorankündigung sechs Wochen zu früh, während sie gerade in Österreichs (zum Glück dort) Bergwelt rumspazierte.

Reiseziele für Schwangere

Grundsätzlich sollte man sich gut überlegen, wo es hingehen soll. Wie gesagt bin ich durch meine Unbeschwertheit und Gutgläubigkeit kein Maßstab. Außerdem habe ich zumindest eine Portion Erfahrung und einen grundlegenden immer wieder aufgefrischten Impfschutz für „kritische“ Länder. Trotzdem, muss es wirklich Trekking in Nepal oder die Expedition durch Borneo sein? Es gibt viele spannende Ziele (auch Fernziele), die leichter und risikoärmer zu bereisen sind und der Spaß trotzdem nicht auf der Strecke bleibt. Man sollte auch beachten, dass der Kreislauf bereits auf Hochtouren läuft und zu viel Aktivität in tropischen Gefilden sich sehr belastend auswirken kann. Und dann ist da natürlich noch die mögliche Infektionsgefahr, denn Prophylaxe und Impfen ist nicht mehr, wenn man erst mal schwanger ist. Ab 2000 Meter wird es übrigens auch mit dem Luftdruck kritisch und man gerät schnell in Sauerstoffnot.

Problemlos zu bereisen ist sicherlich Europa. Wen es in die Ferne zieht, muss evtl. einen längeren Flug in Kauf nehmen, der sich belasten auf den Organismus auswirken kann. Ideal sind Reisen in Ländern mit bis zu 5 Flugstunden. Wie wär´s z.B. mit Island, Marokko, den Kapverden, dem Oman, Israel?

Trotz des langen Fluges sehe ich Reisen in Ländern mit westlichem oder potenziell westlichem Versorgungsstandard (will heißen, man kann westliche Versorgung mit dem nötigen Kleingeld jederzeit bekommen) als unkritisch: Kanada, Hawaii, USA, Argentinien, Chile, Australien, Neuseeland, westliches Südafrika, …

Die Anreise

Zeit lautet das Zauberwort! In jedem Fall sollte man ausreichend davon mitbringen sowohl für die Reise als auch die Anreise. Der Körper braucht Ruhe- und Entspannungsphasen und der Organismus mehr Zeit zur Akklimatisation (Zeitumstellung, Klima, etc.) als sonst. Plane für deine Anreise genügend Zeit ein, gönne Dir Pausen und sieh zu, dass du dich auch ab und an bewegst. Das lange Sitzen schränkt die Blutzirkulation ein, Pausen und vielleicht ein paar Gymnastikübungen bringen den Kreislauf wieder in Schwung. Mach es Dir so bequem wie möglich. Ich schwöre auf Kompressionsstrümpfe, die ich auch zum Laufen trage (es muss ja nicht gleich das Oma-Modell sein), den Schlabberlook und hatte sogar ein kleines Kissen als Bauchstütze dabei. Und natürlich das Trinken nicht vergessen, trinken, trinken, trinken!

Beim Check-in solltet ihr bereits angeben, dass ihr schwanger seid, treuherzig gucken und für mehr Beinfreiheit nach einem Sitz in der vordersten Reihe fragen, oder zumindest am Gang reservieren.

Manche Airlines fordern übrigens auch eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung. Erkundigt Euch vorab, ob und ab welchem Monat man diese vorlegen muss. Ich bin Lufthansa geflogen und es war nicht notwendig, dennoch hat man mich mehrmals gefragt, in welchem Monat ich bin.

Unverzichtbar

Den Mutterpass ist so wichtig wie der Reisepass – würdet ihr den etwas zuhause lassen? Na, also! Er ist Eure Absicherung, wenn doch mal etwas passiert, denn er enthält alle wichtigen Informationen zu Euch und dem Schwangerschaftsverlauf. Natürlich braucht ihr eine Reisekrankenversicherung. Egal ob Kassenpatient oder privat versichert, eine Auslandkrankenversicherung solltet ihr besitzen. Krankenrücktransporte oder Operationen, sowie Arzt- und Krankenhausrechnungen können hohe finanzielle Kosten bedeuten. Achtet im Kleingedruckten darauf, dass Schwangerschaftskomplikationen als Rücktritts- oder Abbruchgrund mitversichert sind. Führt evtl. die entsprechende Versichertenkarte mit. Meist nützt die jedoch wenig, denn in vielen Regionen und Ländern ist nur Bares (oder die Kreditkarte) Wahres. Egal ob nun Pauschalreise oder nur Flug. Eine Reiserücktrittsversicherung sollte sein.

Praktische Tipps

• Welche Sprache wird im anvisierten Reiseland gesprochen? Verlasst Euch nicht auf Englisch, schreibt euch die wichtigsten „Schwangerschafts-Floskeln“ in der Landessprache auf und informiert euch bereits im Vorfeld über die ärztliche Versorgung. Ich möchte keine schlafenden Hunde wecken, aber es kann hilfreich sein, eine Liste von Ärzten oder Krankenhäuser mitzuführen wo man ggf. verstanden wird.

• Je nachdem, wo die Reise hingeht, muss vermehrt auf die Qualität des Essens geachtet werden. Rohe Speisen und verunreinigtes Leitungswasser sind unbedingt zu vermeiden. Mehr denn je gilt in der Schwangerschaft die Regel: „Peel it, boil it, cook it, or forget it“

• Auch wenn Tauchen, Wasserski, Extrem-Bergsteigen und Ultradistance-Running zu deinen bevorzugten Urlaubsbeschäftigungen zählen – während der Schwangerschaft solltest du kürzer treten, zu hoch ist das Risiko. Ich habe mit in Kapstadt beim Joggen mit Babybauch eine Bänderdehnung zugezogen und das war weder angenehm noch nachahmenswert.

• Schleppt nicht zu viel. Vielleicht darf der Rucksack doch einmal gegen de Trolley getauscht werden oder ihr reist mit eurem persönlichen Sherpa.

• In warmen Ländern können Wassereinlagerungen zum Problem werden. Ich empfehle leichtes, luftiges Schuhwerk, die besagten Kompressionstrümpfe und eine kühlende Beinpflege

Nehmt auch die Reiseapotheke kritisch unter die Lupe: Einige Medikamente sind nicht für die Einnahme in der Schwangerschaft freigegeben. Lasst euch am besten von eurem Arzt beraten.

• Während der Schwangerschaft seid ihr ohnehin anfällig für Pilzerkrankungen und heißes, feuchtes Klima begünstigt eine Infektion. Enge Klamotten dürfen weiter Baumwollkleidung weichen und nicht vergessen, immer schön den nassen Bikini wechseln!

Fazit: Egal, was man euch erzählen mag, natürlich könnt ihr als Schwangere Reisen. Wenn euch also die Reiselust packt, nur zu! Seid einfach umsichtig und hört vermehrt auf Euren Bauch und Eure Körpersignale!

Ihr habt es schon gemacht? Dann erzählt doch mal, wo ihr mit Kugelbauch gewesen seid!

Bild: ©istockphoto

2 comments

  • Liebe Eva, das sehe ich ganz genauso. Ich war noch in der 36. Woche in Bella Italia an der Ligurischen Küste in Sestri Levante beim Badeurlaub und habe diesen letzten Urlaub mit „nur“ einem Kind sehr genossen. Angst hatte ich keine, denn im Notfall galt für mich: auch Italienerinnen bringen Kinder zur Welt und haben dafür Geburtshäuser und Krankenhäuser.

    • Eva

      Ja so ähnlich sehe ich das auch. Vielleicht hat man in Länder mit höheren Geburtenraten sogar noch mehr Erfahrung Kinder auf die Welt zu bringen 😉

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